Radlerstammtisch diskutiert aktuelle Pläne der Stadt Hamm
Der Radlerstammtisch hat sich auf seiner Sitzung am 18.01.2022 intensiv mit den neu geplanten Radhauptrouten nach Uentrop, Werries und Braam-Ostwennemar beschäftigt.
Insgesamt werden die Pläne der Stadt Hamm begrüßt. Sie bedeuten eine deutlich komfortablere und schnelle Anbindung der östlichen Stadtteile an die Innenstadt und sind dazu geeignet, den Radverkehr in Hamm zu stärken.
Sämtliche Planungen der Stadt sehen gemeinsame Rad- und Gehwege mit einer Breite von 3 Meter vor. Ein solcher Querschnitt ist aber nur bei einer geringen Verkehrsdichte angemessen. Ab 2000 Radfahrenden und Fußgängern pro Tag ist ein Querschnitt von 3 m nicht ausreichend, da es vermehrt zu Konflikten zwischen den Verkehrsteilnehmern kommt, wie jetzt schon auf der Adenauerallee zu beobachten ist. Daher wünschen sich die Mitglieder des Radlerstammtisch eine Prognose des Verkehrsaufkommens auf den geplanten Radrouten durch die Stadtverwaltung und bei entsprechenden Verkehrsstärken einen breiteren Ausbau der Radwege oder eine Trennung von Rad- und Gehwegen.
Die Route nach Uentrop verläuft zwischen Adenauerallee und Im Fuchswinkel entlang der Lippestraße. Hier sollte unbedingt der vorhandene Mehrzweckstreifen in einen Radstreifen umgewandelt werden, der ggf. bis zum Friedrichsfeld führt, um auch das Neubaugebiet für den Radverkehr zu erschließen. Damit die Lippestraße bei der Fahrt in die Innenstadt auch von Schülerinnen und Schülern sicher überquert werden kann, wird an dieser Stelle eine Anforderungsampel gewünscht, da eine Querungshilfe nicht die geforderte Sicherheit bietet und für Lastenräder und Räder mit Anhängern ungeeignet ist.
Der weitere Verlauf der Radroute über die Zechenbahn bis zum Gut Sternholz bietet eine gute Anbindung an den Radweg nach Ahlen. Für Pendler in die Uentroper Gewerbegebiete ist die Route aber nicht optimal. Es ist zu überlegen, inwieweit der Pendlerverkehr per Rad über die Alte Uentroper Straße/Mühlenstraße durch Rad- oder Schutzstreifen sicher in die Industriegebiete geführt werden kann.
Die Strecke nach Braam-Ostwennemar verläuft von der Fahrradpromenade bis zum Dunantweg über die Marker Allee, die über einen nicht benutzungspflichtigen Radweg verfügt, der den Anforderungen an eine Radhauptroute in keinster Weise entspricht. Die Mitglieder der Radlerstammtischs schlagen vor, den Radverkehr zwischen Widumstraße und Dunantweg über die Fahrbahn zu führen, die Nutzung des Radwegs im Seitenbereich aber weiterhin zu ermöglichen. Auf der Fahrbahn sollte der Radverkehr durch einen Schutzstreifen abgesichert werden, soweit dies die Fahrbahnbreite zulässt. Andernfalls sollte durch Fahrrad-Piktogramme verdeutlicht werden, dass Räder in diesem Bereich die Fahrbahn benutzen dürfen. Diese Maßnahme ist auch der Tatsache geschuldet, dass 80 % der Autofahrenden die Verkehrsregeln zur Benutzungspflicht von Radwegen nicht kennen.
Die Kreuzungen der Radroute nach Braam-Ostwennemar wurden im Radlerstammtisch ausführlich diskutiert. Die Überquerung Soester Straße muss deutlich überbaut werden. Die Führung des Radwegs ist an dieser Stelle nicht optimal und die Überquerungshilfe viel zu schmal. Bei der Kreuzung des Radwegs mit der Straße “Am Hagenkamp” sollte der Radweg Vorrang gegenüber dem PKW-Verkehr haben, schlug die Sprecherin der VCD-Ortsgruppe Hamm Helga Behrens vor.
Radschnellweg Ruhr (RS 1)
Der in der Machbarkeitsstudie zum Radschnellweg Ruhr RS angedachte Trassenverlauf ist durch eine für den Kreis Unna erstellte Umweltverträglichkeitsstudie in Frage gestellt worden, berichtete ADFC-Mitglied Walter Hupfeld. In der UVS wird eine Trasse über die ehemalige Bahnstrecke von Werne nach Stockum präferiert, da diese weniger Raumwiderstand bietet. Der weitere Verlauf auf Hammer Gebiet wäre aber völlig ungeklärt, da die Bahnstrecke zwischen Stockum und Hamm noch in Betrieb ist.
Der Vorsitzende des ADFC Hamm Rainer Wilkes erklärt, dass sich der ADFC weiterhin für die ursprüngliche Route entlang des Datteln-Hamm-Kanals ausspricht. Diese Route ist die kürzeste Verbindung nach Rünthe und Werne und ein bei vielen Radfahrenden beliebter und häufig genutzter Weg. Um einen größeren Abstand zu den Naturschutzgebieten an der Lippe zu gewährleisten, könnte der RS 1 über das Gelände des stillgelegten Hafens am Gersteinwerk geführt werden. Diesen Vorschlag begrüßt auch NABU-Mitglied Dirk Hanke, der sogar einen vollständigen Rückbau des Hafens anregt. Die hohen Qualitätsstandards eines Radschnellwegs (4 m Radweg und 2,50 m Gehweg) könnten auf dem Mitteldamm über weite Strecken eingehalten werden. Der ADFC Hamm wünscht sich eine Umsetzung des RS1 nach Hamm bis zur Eröffnung der IGA 2027 in Lünen.