Schulstraßen statt Verkehrschaos
Der neue NRW-Erlass zu Schulstraßen ermöglicht es den Kommunen, das Verkehrschaos durch Elterntaxis zum Schulbeginn zu verhindern.
Elterntaxis bringen die Kinder zwar bequem zur Schule, bringen aber auch eine Reihe von Problemen mit sich. Verstopfte Straßen, zugeparkte Gehwege und riskante Fahrmanöver gefährden Kinder und andere Verkehrsteilnehmer. Außerdem wird die Selbständigkeit der Kinder eingeschränkt. Kinder, die ständig im Auto mitgenommen werden, lernen nicht, sich selbständig im Straßenverkehr zu bewegen und wichtige Kompetenzen für das Verhalten im öffentlichen Raum zu entwickeln. Darüber hinaus tragen Elterntaxis zur Luftverschmutzung und zum Ausstoß von Treibhausgasen bei.
Viele Schulen in Hamm haben Probleme mit Elterntaxis, in Herringen an der Lessingschule wird gerade ein Elternparkplatz eingerichtet, an der Theodor-Heuss-Schule wird über einen Walking Bus nachgedacht.
Ziel sind sichere und nachhaltige Schulwege für alle Kinder. Schulen, Eltern, Politik und Verwaltung müssen gemeinsam an Lösungen arbeiten, um alternative Mobilitätsformen zu fördern und den negativen Folgen von Elterntaxis entgegenzuwirken.
Ein Mittel dazu ist die Einrichtung von Schulstraßen, d.h. während der Bring- und Abholzeiten wird die Straße vor der Schule temporär für den Verkehr gesperrt, so dass die Schüler gefahrlos zu Fuß zur Schule gehen können.
Beispiele für Schulstraßen
Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es in einer Reihe von Städten Modellversuche mit Schulstraßen, so gibt es in Köln bereits 4 Schulstraßen, weitere in Bonn und Düsseldorf. Dies ist vor allem dem Aktionsbündnis “Kinder auf Rad” in Köln zu verdanken, das auch die Durchführung der Kidical Mass europaweit koordiniert.
Rechtssichere Einrichtung von Schulstraßen
Die Straßenverkehrsbehörden sperren sich häufig gegen die Einrichtung von temporären Durchfahrtsverboten, da sie keine rechtliche Handhabe für eine solche Maßnahme sehen. In Österreich sind Schulstraßen in der Straßenverkehrsordnung verankert und daher problemlos möglich, in Deutschland nicht. Das Aktionsbündnis Kidical Mass, das Deutsche Kinderhilfswerk und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) haben deshalb ein Gutachten erstellen lassen, das beschreibt, wie Schulstraßen eingerichtet werden können.
In Nordrhein-Westfalen hat der Wunsch nach Schulstraßen nun dazu geführt, dass das Verkehrsministerium einen Erlass herausgegeben hat, der den Kommunen einen Leitfaden für die Einrichtung von Schulstraßen an die Hand gibt.
Wie kommt man zu einer Schulstraße
Die Initiative zur Einrichtung einer Schulstraße sollte von der Schule ausgehen. Die Schulleitung, Lehrer oder engagierte Eltern sollten das Thema einbringen und in der Schule diskutieren, ob es an der Schule ein Problem mit Elterntaxis gibt und ob eine Schulstraße eine Lösung sein könnte.
Die Schulstraße könnte dann an einem Tag oder in einer Woche mit einer Demonstration ausprobiert werden. Diese einmalige Einrichtung sollte dann mit entsprechenden Aktionen mit den Schülerinnen und Schülern verbunden werden, vielleicht im Rahmen einer Projektwoche zum Thema Verkehr.
Kidical Mass zum Thema Schulstraßen
Der ADFC plant für Mai eine Kidical Mass, die auch das Thema Schulwege aufgreift. Auch der Radlerstammtisch im März wird sich mit diesem Thema beschäftigen. Der ADFC in Hamm bietet Hilfe bei organisatorischen Fragen wie der Anmeldung einer Demonstration und kann Kontakte zu Politik, Verwaltung oder bereits erfolgreichen Schulinitiativen vermitteln. Geben wir unseren Kindern die Straße zurück und überlassen wir sie nicht den Autos.