Jeder dritte Überholvorgang unterschreitet den Mindestabstand
Eine aktuelle Auswertung des OpenBikeSensor-Projekts in Hamm liefert detaillierte Einblicke in das Überholverhalten von Autofahrenden gegenüber Radfahrenden. In dem Projekt wurden Daten von rund 3.900 Überholvorgängen erfasst und ausgewertet.
Die Ergebnisse zeigen, dass bei etwa einem Drittel der Überholmanöver der vorgeschriebene Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten wurde.
Methodik der Auswertung
Der OpenBikeSensor ist ein Open-Source-Gerät, das mithilfe von Ultraschallsensoren den seitlichen Abstand zwischen Fahrrad und überholendem Fahrzeug misst. Im Rahmen des Projekts wurden in Hamm insgesamt zehn Sensoren an Fahrrädern von Freiwilligen montiert, die ihre Fahrten auf verschiedenen Strecken durchführten. Die gesammelten Daten enthalten den Überholabstand sowie die GPS-Position, sodass auch die örtlichen Gegebenheiten und Straßenabschnitte analysiert werden konnten.
Insgesamt legten die Teilnehmenden eine Strecke von 4.392 Kilometern zurück und erfassten dabei knapp 3.900 Überholvorgänge. Die Messungen fanden vorwiegend im Mischverkehr statt, also auf Straßen, auf denen sowohl Autos als auch Fahrräder die Fahrbahn nutzen.
Ergebnisse im Detail
Von den erfassten Überholvorgängen wiesen rund 33 % Abstände unterhalb der gesetzlichen Grenze von 1,5 Metern auf. Besonders auffällig waren dabei 1 % der Überholungen, bei denen der Abstand weniger als 0,5 Meter betrug. Die Verteilung der gemessenen Abstände zeigt Folgendes:
- 1 % der Überholvorgänge erfolgte mit einem Abstand von unter 0,5 Metern.
- 7 % der Überholungen lagen zwischen 0,5 und 1 Meter.
- 25 % der Überholungen erfolgten in einem Bereich von 1 bis 1,5 Metern.
- 44 % der Überholvorgänge lagen im Bereich von 1,5 bis 2 Metern.
- Nur 2 % der Überholmanöver überschritten einen Abstand von 2,5 Metern.
Die meisten Überholvorgänge (65 %) erfüllten zwar den Mindestabstand von 1,5 Metern, doch ein erheblicher Anteil unterschritt diese Grenze, was die Sicherheit der Radfahrenden gefährdet.
Problematische Straßenabschnitte
Karte der Überholvorgänge auf dem OBS-Portal des ADFC
Die Auswertung identifizierte einige Straßen in Hamm, auf denen der Mindestabstand besonders häufig unterschritten wurde. Auf dem Osttünner Weg, der mit einem durchschnittlichen Überholabstand von 1,15 Metern die negativste Bilanz aufweist, hielten 80 % der Fahrzeuge den Mindestabstand nicht ein. Auch auf der Römerstraße, der Marker Allee und dem Rhynernberg wurden ähnliche Probleme festgestellt, mit mittleren Überholabständen von teils deutlich unter 1,5 Metern.
Methodische Herausforderungen
Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass die Datenerhebung auf freiwilliger Basis erfolgte und somit nicht repräsentativ für den gesamten Radverkehr in Hamm ist. Die Streckenwahl der Teilnehmenden könnte das Ergebnis beeinflusst haben, da häufig sicherere Routen bevorzugt werden. Dennoch geben die Daten einen klaren Hinweis auf die problematischen Überholabstände auf bestimmten Streckenabschnitten und liefern wertvolle Erkenntnisse zur Verkehrssituation für Radfahrende in Hamm.
Fazit
Die Auswertung (siehe rechte Spalte) des OpenBikeSensor-Projekts zeigt, dass ein signifikanter Teil der Autofahrenden den vorgeschriebenen Mindestabstand beim Überholen von Radfahrenden nicht einhält. Besonders auf einigen stark befahrenen Straßenabschnitten besteht ein erhöhtes Risiko durch zu enge Überholmanöver. Die Ergebnisse der Aktion bieten wertvolle Informationen zur Verbesserung der Radinfrastruktur und zur Sensibilisierung im Umgang mit Radfahrenden im Straßenverkehr.